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Gesetzliche Rentenversicherung für alle?
Weil die deutsche Gesellschaft altert, müssen Arbeitnehmer immer mehr in die Rentenkasse einzahlen und bekommen immer weniger heraus. Durch eine Erwerbstätigenversicherung für alle könnte das Rentenniveau erhöht und gleichzeitig der Anstieg der Beiträge über einen langen Zeitraum gebremst werden.
Würden alle Deutschen, also auch Selbständige und Beamte, in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, könnte das Rentenniveau erhöht und gleichzeitig der Anstieg der Beiträge über einen langen Zeitraum gebremst werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langfristprojektion von Prof. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum für MONITOR. Auch bei einer Anhebung des Netto-Rentenniveau vor Steuern auf 52,6 Prozent bis zum Jahr 2025, also auf das Niveau vor der Rentenreform 2001, bliebe der Anstieg der Beiträge demnach deutlich unterhalb dessen, was im aktuellen System zu erwarten wäre.
Denn im aktuellen System wird nach der Langfristprojektion von Prof. Martin Werding das Niveau der Renten in Deutschland sinken und der Beitragssatz steigen müssen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970 in Rente gehen. Selbst bei höherer Arbeitsproduktivität durch technischen Fortschritt reichten die bisherigen Rentenreformen nicht aus, um das Rentensystem zu stabilisieren.
Die beste Möglichkeit, die Renten zu sichern, wäre demnach eine Versicherungspflicht auch für Beamte und Selbstständige. Denn würden auch diese Berufsgruppen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, könnten ein sinkendes Rentenniveau und steigende Beitragssätze verhindert werden.
Jahrelang galten private, kapitalgedeckte Vorsorgemodelle - etwa die "Riester-Rente" - als einzig wirksame Instrumente, um Altersarmut in Deutschland zu verhindern. Die hohen Erwartungen an ihre Leistungsfähigkeit haben sich bislang allerdings nicht erfüllt.
Bis 2036 würden die Beiträge trotz des höheren Rentenniveaus zum Beispiel auf 22,8 Prozent steigen. So viel, wie die Deutschen auch jetzt schon in ihre Altersvorsorge stecken, wenn sie - wie von der Politik gefordert - vier Prozent ihres Einkommens in eine Riester-Rente stecken.
Prof. Martin Werding geht in seiner Simulation unter anderem von einem Anstieg der Lebenserwartung (8 Jahre für Frauen und 9 Jahre für Männer) und einem jährlichen Zuwanderungssaldo von 150.000 Personen aus. Mit einberechnet wurden zudem eine positive Entwicklung der Arbeitsproduktivität sowie ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zwischen 1 und 2 Prozent pro Jahr.
Stand: 14.04.2016, 06:00